Logistik – Lösungsansätze und Zukunftsvisionen der Branche

Logistik

In dieser letzten Folge unserer kleinen Geschichte der Logistik wollen wir einen Blick auf die Lösungsansätze und Zukunftsprojekte der Logistikbranche werfen. Die bereits angesprochenen aktuellen Herausforderungen drängen auf Veränderungen in diesem Wirtschaftssektor. Es besteht weitreichender Handlungs- und Investitionsbedarf, um die Branche fit für die Zukunft zu machen.

Kundenanforderungen

Die Logistikbranche muss auf die immer höher werdenden Kundenanforderungen reagieren. Empfänger wollen kostenlose oder -günstige Lieferungen, legen zunehmend Wert auf umweltfreundlichen Versand und das alles so schnell wie möglich. Die Dienstleister, insbesondere die KEPs, müssen die Kunden zufrieden stellen, steigendes Bestell- und Lieferaufkommen bewältigen und gleichzeitig auch gewinnbringend arbeiten.
Problematisch sind die Situationen, in denen der Empfänger nicht anzutreffen ist. Oftmals werden Pakete während der üblichen Arbeitszeit angeliefert, wenn der Otto Normalverbraucher selbst auf Arbeit ist. Wiederholte Zustellversuche kosten die Dienstleister Zeit und Geld, belasten die Umwelt und das Verkehrsaufkommen.
Es gibt bereits Lösungen für diese Problemstellungen: Entweder kommt sich der Kunde die Ware in einem Paketshop oder einer Packstation abholen, was zwar der Idee des Heimservices widerspricht, den Zustellern aber mehr zeitlichen Spielraum lässt. Oder aber Eigenheimbesitzer und Empfänger mit Etagenwohnungen nutzen die Möglichkeit, sich eine Paketbox vor der Tür zu installieren, wo die Ware reingelegt werden kann. Der Kunde muss allerdings die Kosten für diese Box selbst tragen, sie hat nur ein bestimmtes Füllvolumen und wird nur von ausgewählten Lieferdiensten bedient. Es gibt auch Modelle, in denen die Dienstleister die Pakete eines bestimmten Umkreises in einer Art Markthalle ablegen, wo sie jederzeit abgeholt werden können. Immer mehr Kunden lassen sich ihre Bestellungen auch direkt an den Arbeitsplatz liefern.
Die Boten können die Waren auch beim Nachbarn abgeben oder den Kunden per App über das genaue Zeitfenster der Lieferung informieren. Dieser Informationsaustausch kann entsprechend auch vom Empfänger genutzt werden, um seinerseits einen Zeitraum anzugeben, an dem er vor Ort ist. So könnten Lieferdienste ihre Routen effektiver planen.
Das benötigt allerdings Investitionen in die richtige IT-Infrastruktur der Logistikunternehmen.
Nicht ganz neu ist die Idee, dass Zusteller die Wohnungstür über ein elektronisches Schloss selbst öffnen können oder die Waren im Kofferraum des Kunden deponieren, für dessen Öffnung sie einen Code bekommen. Im Amerika gibt es diese Konzepte bereits und sie werden auch von den Kunden angenommen. Ob sich das in Deutschland durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.
Zustellungen über Drohnen oder Roboter werden von einem Großteil der Empfänger noch kritisch gesehen, aber umweltfreundliche Alternativen werden zunehmend gewünscht. Der Kostendruck der letzten Meile ist immens und die Konkurrenz hoch. Die Kunden wollen keinen zusätzlichen Kosten, aber diese sind da, sowohl für die Infrastruktur als auch für das Personal.

Urbane Strukturen und Umweltauflagen

Städte wachsen durch die Landflucht, das Verkehrsaufkommen steigt und die Lieferungen im Stadtgebiet auch. Trotz des Platzmangels ist es notwendig, dass sich die Logistikdienstleister stadtnah positionieren, um den Warenfluss der Zukunft in kürzeren Zeitabständen und effektiver gestalten zu können. Taggleiche Lieferungen oder Zustellungen am nächsten Tag werden immer häufiger gewünscht und entsprechend kurz müssen die Lieferwege sein. Auch für den Onlinehandel mit Lebensmitteln, der momentan erst testweise in verschiedenen Regionen läuft, ist das eine wichtige Voraussetzung. Problematisch ist der knappe, innerstädtische Raum, der von der Politik häufig für Wohnraum vorgesehen wird und zudem noch teuer ist. In dieser Problematik müssten sich Kommunen und Logistikbranche zusammentun und Lösungen suchen. Es müsste in attraktive Standorte für Unternehmen investiert werden, schließlich stellen sie auch Arbeitsplätze bereit und bringen Geld in die Steuerkassen des Landes.

Der Umweltschutz und die Anforderungen, den Schadstoffausstoß dauerhaft zu reduzieren betrifft die Logistikbranche ganz direkt, insbesondere die Zustell- und Lieferdienste, die sich mit innerstädtischen Fahrverboten und restriktiven Zufahrtsregelungen auseinander setzen müssen. Es wird schwierig, auf Dauer mit diesen Verboten umzugehen, denn der Warenfluss auf den Straßen ist ein wichtiger Bestandteil der logistischen Prozesskette und er wird gerade für den B2C Bereich immer mehr zunehmen.
Umweltfreundliche Technologien gibt es, sie sind praxistauglich und einsatzbereit. Die Dienstleister müssten Ihren Fuhrpark entsprechend umstellen, was natürlich mit einigen Investitionen verbunden ist. An dieser Stelle könnten Politik und Wirtschaft gemeinsam an einem Strang ziehen und mehr finanzielle Anreize für Investitionen in umweltfreundlichere Fahrzeuge anbieten.

Logistikdienstleister

Die Digitalisierung begegnet uns mittlerweile in allen Lebensbereichen und auch in der Logistikbranche gibt es Möglichkeiten, diese gewinnbringend einzusetzen. Die Branche muss an der Digitalisierung dran bleiben, um zukunftsfähig zu sein. In der Intralogistik hat sie längst Einzug gehalten. Viele interne Prozesse sind mittlerweile IT-gesteuert und automatisiert. Auch für die Bereiche außerhalb eines Betriebes gibt es Technologien, die praktikabel sind und nur eingeführt werden müssen. Um den Warenumschlag zu optimieren, Lieferzeiten zu planen und Ressourcen zu bündeln, gibt es bereits jetzt Digitalspeditionen, die einzelne Dienstleister miteinander verbinden, die Routen berechnen und Transporte abzuwickeln. Sogar Privatpersonen oder einzelne freiberufliche Kurierfahrer können sich daran beteiligen und vereinzelt Zustellungen übernehmen. Alles soll effizienter, günstiger und reibungsloser funktionieren, um beispielsweise leer fahrende LKWs zu vermeiden und das Kapital nicht zu binden. Diese Vernetzung sollte noch mehr vorangetrieben werden.
Für die Herausforderung der letzten Meile gibt es noch einige weitere Ideen: Die Zustellung könnte von autonomen Fahrzeugen übernommen werden. Gerade im Mitarbeiterbereich würde das enorme Kosten einsparen. Personalkosten, Pausen- und Ruhezeiten würden der Vergangenheit angehören, aber leider eben auch die Arbeitsplätze. Die Technologie für diese selbstfahrenden Autos ist noch nicht ausgereift und die gesetzlichen Rahmenbedingungen fehlen noch.
Außerdem bieten Drohnen eine Alternative zum normalen Lieferverkehr, gerade für entlegene Gegenden oder im heillos überlasteten Stadtverkehr. Sie können jedoch bisher nur kurze Distanzen mit wenig Gewicht überwinden und auch für sie fehlen gesetzliche Bestimmungen. Roboter gibt es im Bereich der Intralogistik schon länger. Ob es irgendwann auch Zustellroboter geben wird, wird diskutiert, es bleibt aber abzuwarten.
Eine weitere Entwicklung zeichnet sich bei automatisch generierten Bestellungen ab. Es gibt immer mehr Geräte, wie z.B. Kühlschränke, die ihren Inhalt überwachen und selbstständig Bestellungen auslösen. Bei einigen Elektrogeräten, wie Druck- und Kopiersystemen ist es bereits Standard, dass sie ihr Verbrauchsmaterial selbst nachbestellen, wenn es zur Neige geht. Händler können mit der heutigen Datenerhebung mögliche Zeitpunkte von Bestellungen berechnen, können vorhersagen, was, wie viel und wann bestellt wird. Damit können sie wiederum planen und Ressourcen besser bündeln. Doch nicht nur die eigenständig bestellenden Geräte tragen zu einer besseren Planung der Händler bei, auch das Kundenverhalten hat seinen Anteil daran. Immer, wenn wir uns im Internet bewegen und bestimmte Seiten aufrufen, Artikel betrachten und Einkaufskörbe packen, werden die Daten gesammelt. Tatsächlich arbeiten viele Händler damit, das Einkaufsverhalten daraus abzuleiten und entsprechend zu planen. So weiß mein Onlineshop bereits heute, was ich morgen eventuell bestellen werde, könnte mein Päckchen packen und die Route für die morgige Zustellung planen.
Einige Unternehmen wollen sogar noch einen Schritt weiter gehen und die Ware erst auf dem Weg zum Kunden herstellen. 3D Drucker sollen im Lieferfahrzeugen installiert und die Waren erst auf der Wegstrecke angefertigt werden. Eine Idee, die noch einiges an technischer Verfeinerung bedarf, aber grundsätzlich angedacht wird.

Für die Zukunft muss die Logistikbranche Investitionen tätigen und das nicht nur im letzten Teil der Prozesskette, denn auch, wenn die letzte Meile die größte Herausforderung darstellt, müssen die vorherigen Schritte des Warenflusses optimal laufen. Wir dürfen gespannt sein, wie die Zukunft der Logistik aussehen wird und welche Ideen sich bei Kunden und Unternehmen durchsetzen.

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