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Hier die aktuellen Neuigkeiten der Woche aus dem Bereich eCommerce und Fulfillment zusammengefasst von emoose.
Diese Woche dreht sich alles um die entscheidenden Mechanismen des Online-Handels: Wir beleuchten, wie Amazon die berühmte Buy Box vergibt und wie wichtig dabei Logistik und Kundenzufriedenheit sind. Gleichzeitig schauen wir auf das Weihnachtsgeschäft 2025, das trotz Konsumzurückhaltung überraschend robust ist. Große Konkurrenz kommt aber aus Asien. Außerdem erfährst du, wie KI-Agenten und strukturierte Daten das Shopping-Erlebnis revolutionieren werden.
Der Schlüssel zur Buy Box: Amazons Kriterien für das Hervorgehobene Angebot
Wenn du auf dem Amazon Marketplace erfolgreich sein willst, führt kein Weg am sogenannten Hervorgehobenen Angebot, der berühmten Buy Box, vorbei. Sie ist das Herzstück der Plattform, denn darüber läuft der Großteil aller Käufe. Jetzt haben hochrangige Amazon-Verantwortliche erstmals detaillierte Einblicke in die Mechanik gegeben, die dahintersteckt – gerade weil das Bundeskartellamt aktuell die Preismechanismen untersucht.
Das Grundprinzip des Amazon Marketplace unterscheidet sich von vielen anderen Plattformen: Es gibt pro Artikel nur eine einzige, zentrale Produktdetailseite. Dein Angebot steht dabei im direkten Wettbewerb mit dem aller anderen Händler. Der Algorithmus wählt dann das vermeintlich beste Gesamtpaket für den Endkunden aus und platziert es prominent in der Buy Box. Du musst verstehen, dass es hierbei nicht nur um den niedrigsten Preis geht. Vielmehr bewertet der Mechanismus eine Kombination aus Faktoren, darunter die Liefergeschwindigkeit, deine Zuverlässigkeit als Händler und die angebotenen Versandoptionen.
Für dich bedeutet das einen ständigen Optimierungsdruck. Nur wenn du deine Prozesse, deine Preise und vor allem deine Logistik exzellent im Griff hast, qualifizierst du dich für diese essenzielle Platzierung. Amazon betont dabei stets, dass das Ziel sei, das attraktivste Angebot für den Kunden sichtbar zu machen und dadurch den Preiswettbewerb unter den Verkäufern anzuregen.
Doch genau diese Dominanz und die intransparenten Auswahlkriterien sind Gegenstand der Prüfung durch das Bundeskartellamt. Die Wettbewerbshüter wollen sicherstellen, dass die Algorithmen den Wettbewerb fair abbilden. Insbesondere steht die Frage im Raum, ob die Nutzung von Amazons eigener Logistik (FBA) einen unfairen Vorteil verschafft. Die Verantwortlichen des Konzerns kooperieren zwar vollumfänglich mit den Behörden und beteuern die Objektivität der datengesteuerten Auswahl. Dennoch wartet die gesamte E-Commerce-Branche gespannt auf das Ergebnis des Verfahrens, da es die Spielregeln im digitalen Handel nachhaltig verändern könnte. Für dich gilt aber schon jetzt: Kundenzufriedenheit, schnelle Lieferung und hohe Zuverlässigkeit sind dein Schlüssel zum Erfolg in der Buy Box.
Weihnachtsgeschäft 2025: Möbel und Kosmetik sorgen für positiven Schub im Onlinehandel
Trotz einer allgemein verhaltenen Konsumstimmung gibt es im Onlinehandel eine positive Überraschung: Das Weihnachtsgeschäft 2025 zeigt sich laut dem bevh (Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland) erstaunlich robust. Zwischen Oktober und November stiegen die Online-Ausgaben der Verbraucher im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Prozent. Das ist ein wichtiger Hoffnungsschimmer, nachdem die Branche lange Zeit mit stagnierenden oder rückläufigen Zahlen kämpfen musste.
Ein genauerer Blick auf die Segmente zeigt, dass sich das Kaufverhalten der Konsumenten verändert hat. Du siehst einen deutlichen Trend zu größeren und werthaltigeren Anschaffungen. Vor allem die Bereiche Möbel und Einrichtung verzeichneten ein starkes Umsatzplus von 9,1 Prozent. Auch Haushaltsgeräte (+8,7 Prozent) sowie Drogerieartikel und Kosmetik (+9,0 Prozent) trieben die Umsätze an. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass die Menschen Wert darauf legen, ihr Zuhause komfortabler und gemütlicher zu gestalten – gerade in der Weihnachtszeit.
Interessant ist auch die Dynamik zwischen den Vertriebskanälen. Reine Onlinehändler, die sogenannten Pureplayer, profitierten mit einem Zuwachs von 4,8 Prozent stärker als Marktplätze, die nur ein Plus von 3,6 Prozent verzeichneten. Groß-Albenhausen vom bevh sieht hier die Stärke spezialisierter Anbieter, die ihren Kunden bei der Geschenksuche die passenden Inspirationen bieten können. Multichannel-Händler hingegen hatten mit Rückgängen zu kämpfen.
Selbst kurzfristige Einkäufe, wie Lebensmittel (+6,1 Prozent) oder Produkte aus der Online-Apotheke (+4,5 Prozent), werden immer häufiger ins Netz verlagert. Nur die klassischen Weihnachtsgeschenk-Kategorien wie Unterhaltungselektronik, Computerzubehör und Kleidung zeigten sich eher zurückhaltend. Sollte sich dieser positive Trend in den letzten Wochen des Jahres bestätigen, könnte der E-Commerce das Jahr 2025 versöhnlich und mit einem Aufwärtstrend abschließen.
Agentic Commerce: So machen KI-Agenten datengetriebenes Shopping zur Realität
Die Art und Weise, wie du online einkaufst, steht vor einer tiefgreifenden Revolution. Der Fokus verschiebt sich weg vom reinen Produkt hin zum ganzheitlichen Kauferlebnis, und hier kommen KI-Agenten ins Spiel. Im sogenannten Agentic Commerce übernehmen digitale Assistenten zunehmend das Suchen, Vergleichen und Bestellen – oft sogar ohne dein direktes Zutun. Für dich als Händler bedeutet das: Die Qualität deiner Produktinformationen wird zur absoluten Eintrittsvoraussetzung.
Deine Daten müssen strukturiert, vertrauenswürdig und maschinenlesbar sein. Ein KI-Agent, der einen „energieeffizienten Kühlschrank mit No-Frost“ sucht, spielt automatisch die passenden Modelle aus, wenn die zugrundeliegenden Daten (Energieklasse, Abmessungen, Lieferzeit) perfekt aufbereitet sind. Wenn du es schaffst, Produktdaten, visuelle Inhalte und Kundenrezensionen intelligent zusammenzuführen, erschaffst du inspirierende Momente entlang der gesamten Customer Journey und verschaffst dir damit einen klaren Wettbewerbsvorteil.
Aber die Experience endet nicht im digitalen Raum. Du bewegst dich ganz selbstverständlich zwischen digitalen und physischen Touchpoints, sei es beim Click & Collect oder der Retoure in die Filiale. Für dich als Unternehmen ist deshalb die Synchronität der Daten entscheidend. Nur wenn Bestände, Preise und Produktinformationen kanalübergreifend in Echtzeit abgestimmt sind, kannst du die erwartete Customer Experience liefern und schnelle Lieferversprechen halten.
Auch die Evolution des Barcodes unterstreicht diesen Wandel. 2D-Codes sind der neue Standard, da sie situationsabhängig unterschiedliche Informationen liefern können – von Preisen für den Händler über Logistikdaten bis hin zu detaillierten Nachhaltigkeitsinformationen für den Endverbraucher. Transparente Angaben zu Herkunft, Materialien und Emissionen sind kein optionales Feature mehr, sondern werden zum erwarteten Standard, der Kaufentscheidungen maßgeblich beeinflusst. E-Commerce wird datengetrieben, um dir die bestmögliche Erfahrung zu bieten.
Temu und Shein: Asiatische Plattformen verursachen Milliardenverluste im deutschen Weihnachtsgeschäft
Das Weihnachtsgeschäft 2025 wird für viele deutsche Händler zu einem harten Schlag. Marktbeobachter schlagen Alarm, da asiatische Plattformen wie Temu, Shein und AliExpress massiv Marktanteile gewinnen und heimischen Händlern Milliardenumsätze entziehen. Laut Umfragen plant bereits fast jeder zehnte Deutsche, Weihnachtsgeschenke gezielt auf diesen Plattformen zu bestellen.
Die Attraktivität dieser Anbieter liegt klar auf der Hand: extrem niedrige Preise, eine riesige Produktauswahl und oft großzügige Rabatte, insbesondere bei Artikeln wie preisgünstiger Kleidung, Dekorationsartikeln und Spielzeug. Der Handelsverband Deutschland (HDE) rechnet damit, dass allein Temu und Shein im diesjährigen Weihnachtsgeschäft Umsätze von bis zu einer Milliarde Euro erzielen könnten. Noch drastischer sind die Zahlen im Modehandel: Der Branchenverband BTE befürchtet eine Abwanderung von bis zu drei Milliarden Euro Umsatz von deutschen Modehändlern hin zu den asiatischen Konkurrenten.
Diese massive Verschiebung hat direkte und schmerzhafte Folgen für den heimischen Handel. Der Kreditversicherer Allianz Trade registrierte zwischen August 2024 und August 2025 über 2.400 Insolvenzen im deutschen Einzelhandel, ein erschreckender Höchstwert seit 2016. Die günstigen Preise der asiatischen Anbieter sind oft kaum mit den Kostenstrukturen deutscher Händler vereinbar, was den Wettbewerb stark verzerrt.
Handelsexperten fordern deshalb dringend politische Maßnahmen. Der Ruf nach einer strengeren Regulierung und effektiveren Zollkontrollen wird lauter, um gerechtere Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und die negativen Auswirkungen dieser Plattformökonomie auf den lokalen Handel einzudämmen. Für dich als Konsument bedeutet dies zwar günstige Preise, aber für die deutsche Handelslandschaft stellt diese Entwicklung eine ernste Bedrohung dar.

